Wesley Sonck
  Interview mit Wesley Sonck über seine Zeit in Mönchengladbach
 

Jetzt spricht Wesley Sonck

 
Wesley Sonck hat ein exklusives Interview gegeben. Foto: rpo, Falk Janning
 
Wesley Sonck hat ein exklusives Interview gegeben. Foto: rpo, Falk

Mönchengladbach (RP) Bislang hatte Borussias ausgemusterter Stürmer geschwiegen. Mit der RP sprach er nun exklusiv über seine Situation. Er erzählt, warum er kein Stinkstiefel ist, weswegen er nicht in der Oberliga spielt, warum er das Angebot aus Russland ausschlug und wieso er trotzdem weiterhin an seine Karriere glaubt.

2003 zahlte Ajax Amsterdam fünf Millionen Euro für Sie. Sie galten damals als einer der gefährlichsten Angreifer Europas. Vier Jahre später drehen Sie in Gladbach auf dem Trainingsplatz im strömenden Regen einsame Runden. Wie fühlen Sie sich dabei?

Sonck Nicht so gut. Ich darf ja nicht spielen und kann nur versuchen, mich im Training topfit zu halten, bis ich einen neuen Verein finde. Klar, ich könnte sagen, Borussia zahlt trotzdem mein Gehalt und zuhause bleiben. Aber das ist nichts für mich. Ich bin Profi. Und wenn ich allein auf dem Platz laufe, dann zeige ich allen, dass ich noch an meine Zukunft glaube.

Ihre Zeit in Gladbach fing im Februar 2005 gut an mit einem Doppelpack gegen Freiburg. Dann waren Sie verletzt. Als Sie fit waren, durften Sie nicht spielen, es scheint, als hätte nicht nur Jos Luhukay Probleme mit Ihnen gehabt. Haben Sie Fehler gemacht?

Sonck Nein. Ich habe nie die Chance bekommen, mal fünf Spiele in Folge zu machen, so wie zum Beispiel Nando Rafael oder Kahê. Ich will nichts gegen die Jungs sagen. Aber ich bin mir sicher, dass ich meine Tore mache, wenn ich spiele. Aber wenn ich nicht spiele, kann ich auch keine Tore machen.

Bei den Profis der Sündenbock, nun im Training der Oberliga-Mannschaft ein Vorbild. Wie kann das sein?

Sonck Ich habe mich bei der U23 als einer gesehen, der Vorbild sein kann. Und ich gehöre jetzt ja auch zur Oberliga-Mannschaft und nicht mehr zu den Profis.

Spielen dürfen Sie in der Oberliga aber nicht?

Sonck Ich würde bei den Amateuren gern Testspiele mitmachen. Aber in der Oberliga zu spielen, das wäre schlecht für meinen Marktwert.

Interessenten gibt es nicht? Was war mit der Anfrage aus Russland?

Sonck Das war am 30. Januar. Ich musste mich in zwei Tagen entscheiden. Ich habe eine Freu und Kinder. Darum habe ich mich dagegen entschieden, auch wenn es finanziell attraktiv war. Ich hätte auch ein halbes Jahr bei Racing Genk spielen können. Dort hatte sich ein Stürmer verletzt. Aber ich durfte nicht wechseln. Jupp Heynckes und Peter Pander haben damals entschieden, dass ich sehr wichtig sei. Eine Woche später war es dann vorbei.

Dabei hatten Sie im Spiel in Cottbus eine große Chance, der Ball ging aber vorbei. Haben wenige Zentimeter über Ihre Karriere entschieden?

Sonck So ist das im Leben. Ich wurde dann von den Medien als ein Stinkstiefel bezeichnet. Ich bin einer, der seine Meinung sagt, das stört sicher manchen. Aber wenn ihr mit den anderen Spielern redet, werdet ihr merken, dass ich kein Stinkstiefel bin. Ehrlich gesagt, verstehe ich nicht, warum alles so schief gelaufen ist. Ich wurde zum Sündenbock gemacht, obwohl ich nicht gespielt habe. Andere, die gelobt wurden, waren die ersten, die weg waren nach dem Abstieg.

Sie hatten auch schon mit Horst Köppel Probleme. Einmal haben Sie ihm den Handschlag verweigert.

Sonck Das war ein Missverständnis. Am Tag danach haben wir darüber gelacht. Ich hatte weder mit Köppel noch mit Heynckes Probleme. Ja, ich habe beim Jubel nach meinem Tor im Pokalspiel in Osnabrück letzte Saison Mitspieler weggestoßen. Ich war damals frustriert, weil ich vorher keine Chance bekommen habe. Dann spiele ich, mache ein Tor – und war wieder draußen.

Was ist schief gelaufen mit Ihnen und Borussia?

Sonck Ich wurde von Dick Advocaat geholt, zwei Monate später war er weg. Dann war ich verletzt. Ich hatte hier vier Trainer und drei Sportdirektoren. Jeder Trainer hat seine eigenen Spieler geholt. Da ist es schwierig für die, die schon da sind.

Nun sind Sie außen vor. Das muss frustrierend sein.

Sonck Ich warte auf ein Angebot. Ich weiß, dass ich ein guter Fußballer bin und Tore machen kann. Aber die Situation ist nicht gut.

Haben Sie versucht, mit Sportdirektor Christian Ziege und Jos Luhukay zu reden, um etwas zu ändern?

Sonck Kurz vor dem Trainingsauftakt wurde ich informiert, dass ich nicht im Kader bin. Ich habe über meinen Berater ausrichten lassen, dass ich dabei sein will. Aber ich durfte nicht. Mit Christian Ziege hatte ich ein Gespräch, Jos Luhuaky hat seit dem Spiel in Dortmund nicht mit mir gesprochen. Das sind jetzt viereinhalb Monate. Es ist also eine Sache des Trainers, nicht von Ziege.

Gab es Krach mit Trainer Jos Luhukay?

Sonck Nein, warum sollte ich mit ihm Streit haben? Aber in Dortmund, wo ich nur 35 Minuten gespielt habe und es schon 0:1 stand, als ich rein kam, wurde ich für die Niederlage verantwortlich gemacht. Ich war als Einziger im nächsten Spiel nicht mehr im Kader.

Der Vertrag von Bernd Thijs wurde aufgelöst, Ihrer nicht. Warum?

Sonck Das war kein Thema. Aber ich verstehe all das nicht, denn Borussia kann noch einen guten Stürmer brauchen. Aber ich muss es akzeptieren und warten, bis ein Verein kommt, für den ich wieder Tore machen darf. Es ist schade, dass es soweit gekommen ist. Ich habe einen Vertrag und hätte ihn gern erfüllt, auch in der Zweiten Liga.

Wie motivieren Sie sich, täglich zum Training zu gehen?

Sonck Ich will zeigen, dass ich immer noch ein guter Fußballer bin. Ich bin 29, und meine Karriere ist nicht vorbei.

Das Interview mit Sonck führten Karsten Kellermann und O.E. Schütz.

 
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